Metropolregion

Hadi Teherani plant neuen spektakulären Bau

23. November 2023
Nach Dockland, Tanzenden Türmen und Berliner Bogen entsteht bei Malente das Lakeside Resort des Hamburger Stararchitekten

Vom sechsten Stock des Gebäudes am Elbberg 1/Ecke Große Elbstraße aus hat der Hamburger Architekt Hadi Teherani einen guten Blick auf das Dockland – und damit von einem seiner steingewordenen Entwürfe auf den anderen. Das 1997 fertiggestellte Lofthaus mit Glasfront im Süden und grüner Kupferfassade zur Landseite ist der Firmensitz seines Unternehmens und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Der schiffsartige Bau Dockland (Fertigstellung 2006) mit verglaster Fassade und einer öffentlich zugänglichen Freitreppe hinauf aufs Dach des Gebäudes gehört zu den Solitären, die den Architekten international bekannt gemacht haben. 2020 wurde Hadi Teherani für seine Verdienste im Bereich der Architektur mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Ein weiterer spektakulärer Solitär entsteht jetzt bei Malente in der Metropolregion Hamburg: Das Lakeside Resort am Kellersee.

Lakeside Resort eröffnet 2027

Das spiralförmig um einen künstlich angelegten Naturwassersee entwickelte Gebäude bietet Raum für rund 220 Hotel- und Apartment-Einheiten, drei Restaurants und eine Wellness & Spa-Anlage, die zu den größten Deutschlands zählen soll. Dazu kommen auf einer Fläche von 140.000 Quadratmetern Park- und Uferanlagen. „Alles ist organisch angelegt, das Äußere setzt sich nach innen fort und umgekehrt. Natur und Gebäude gehen eine Symbiose ein, die ganz real erlebbar wird. Ein rund drei Kilometer langer, öffentlich zugänglicher Weg führt über das Gelände und die Dächer des Gebäudes hinweg.“ So werde das Projekt den einstigen touristischen Geist von Malente wachküssen, der auch durch die beliebten Immenhof-Filme aus den 1950er-Jahren begründet wurde. „Das Lakeside Resort wird zur Binnenlandstärkung der Region beitragen“, betont Teherani. „Die Ostsee-Küste ist in den Sommermonaten oft überlaufen. Wir bieten nun eine tolle Alternative, nur eine Stunde von Hamburg entfernt.“ Teherani engagiert sich bei diesem Projekt selbst als Investor, die Investitionskosten liegen bei einem Gesamtvolumen von 180 Millionen Euro. Zudem entstehen durch das Resort rund 400 direkte und weitere 800 indirekte Arbeitsplätze, was das Resort zu einem maßgeblichen Wirtschaftsfaktor für die Region mache.

Stararchitekt Hadi Teherani vor dem Dockland

Den Genius Loki erspüren

Die Idee für die Gestaltung des Lakeside Resorts komme aus der Landschaft, erklärt Teherani. „Ich versuche immer den Genius Loki zu erspüren. Beim Dockland waren es Hafen- und maritime Elemente, die in den Entwurf geflossen sind, bei den Tanzenden Türmen der Spirit von St. Pauli, einem der größten Vergnügungsviertel der Welt, und die organische Gestaltung des Lakeside Resort ergibt sich aus der Landschaft der Holsteinischen Schweiz mit ihren Seen und Hügeln.“ Es werde ein Gebäude, das zum Denken anregt, ist der Architekt überzeugt. „Von oben aus gesehen wirkt es, als ob das Gebäude aus der Landschaft selbst herausmoduliert wurde. Wobei es von oben aus kaum zu erkennen sein wird. Es ist ja alles grün“, lacht Teherani. „In dieses Projekt fließen 40 Jahre Erfahrung ein“, fährt er fort. „Es ist auf den Punkt geplant und bestens durchdacht. Nur so lässt sich ein solches Projekt realisieren."  

Lakeside Resort: 140.000 Quadratmeter Park- und Uferanlagen

Nachhaltigkeit als Grundprinzip

Seine Entwürfe entstehen im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit, Identifikation und Nachhaltigkeit, erklärt der Architekt. Da das Lakeside Resort auf dem Gelände der ehemaligen LVA-Klinik Hängebargshorst entsteht, das seit bald 20 Jahren brachliegt, kann sich die Nachhaltigkeitsbilanz sehen lassen. Ein Großteil der rund 42.800 Quadratmeter zu bebauenden Bruttogrundfläche ist durch die Vornutzung ohnehin bereits versiegelt. Und mit seiner ressourcenschonenden Bauweise strebt Teherani ein Green-Building Zertifikat an, wie das DGNB in Platin. „Nachhaltigkeit ist ein Grundprinzip meiner Arbeit. Schon in meinem ersten Gebäude gab es Geothermie“, betont Teherani, der für das Lakeside Resort das Wasser des neuangelegten Sees zur Kühlung nutzen will und für die Heizung auf Solar und Wasserstoff setzt. „Zudem haben wir ja die Gründach-Strategie zu einer Parklandschaft weiterentwickelt. Das dient Mensch und Natur.“

Lakeside Resort - Blick vom Kellersee

Nutzfläche des neuen Deutschlandhaus fast verdoppeln

Die Eröffnung des Lakeside Resorts ist für Ende 2027 geplant. Noch in diesem Jahr hingegen soll das neue Deutschlandhaus am Gänsemarkt in Hamburg eröffnen: „Ein atemberaubender Brückenschlag zwischen Tradition und Zukunft“, so die Ankündigung der offiziellen Website. Zu den Vorgaben der Projektvergabe habe gehört, dass sich das Gebäude in die Schuhmacheroptik der Umgebung einfügen und dem großen Erbe des Vorgängers entsprechen solle, erzählt Teherani. Das erste Deutschlandhaus wurde nach den Entwürfen der Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld gebaut und mit der Eröffnung des 2.700 Besucher fassenden Ufa-Palast-Kinosaals 1929 feierlich eingeweiht. „Wir haben uns also in der Materialität und dem Erscheinungsbild dem städtebaulichen Block angepasst, aber das Projekt als solches neu definiert.“ So wurde die Backsteinfassade erneut im hanseatischen Stil entwickelt und dank senkrecht verbauter, schlanker Klinkersteine sowie der sich nach oben hin verjüngenden neun Etagen eine besondere Eleganz erzielt, so Teherani. „Die Nutzfläche des Gebäudes konnten wir dabei fast verdoppeln und mit einer lichtdurchfluteten, 40 Meter hohen Palmenhalle als Atrium haben wir eine Oase am Gänsemarkt geschaffen.“ 

Eröffnung für Ende 2023 geplant: Das neue Deutschlandhaus

Neugestaltung des Sagebiels Fährhaus

Und wie wohnt der Stararchitekt selbst? „Demnächst hoffentlich im Blankeneser Treppenviertel.“ Teherani hat das ehemalige Sagebiels Fährhaus gekauft. Das einstige Königliche Fährhaus trägt seit 1868 den Namen des ersten Käufers Wilhelm Anton Conrad Sagebiel, der das Fähr- und Posthaus zur Gastronomie ausbaute. Die gastronomische Nutzung liegt seit 2019 brach. „Aber nun ist unsere Baugenehmigung durch“, erklärt Teherani, der die Immobilie vor vier Jahren erstand. Geplant hat er eine kleine Gastronomie und den Bau von drei Wohnungen, eine davon wird Teherani selbst beziehen. Das ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert stammende Fährhaus, wurde 1826 durch ein Feuer zerstört, unter der damaligen dänischen Administrative aber rasch wieder aufgebaut. Das so entstandene heutige Haupthaus wurde in den folgenden Jahren durch Anbauten immer wieder verändert, so dass nun zwar kein Denkmal-, aber Ensemble-Schutz besteht. Eigentümer Teherani kann somit kein weiteres spektakuläres Unikat errichten. Doch damit kann er leben. „Der Blick über die Elbe ist ja spektakulär genug.“
ys/mm

Quellen und weitere Informationen

Hadi Teherani, 1954 in Teheran geboren und aufgewachsen in Hamburg, ist ein international ausgezeichneter Architekt und Designer. Seine Projekte umfassen Gewerbe-, Büro-, und Wohnimmobilien. Außerdem entwirft er Büromöbel, Leuchten und Lifestyleprodukte, entwickelt Raumkonzepte für Showrooms, Flagship Stores, Hotels und Hochschulen und bietet Consulting-Services an.

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